Im Zeichen des Aufbruchs: Die Saffa 1928
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Nach der klaren Ablehnung des Frauenstimmrechts in einigen Kantonen und Gemeinden nach Ende des Ersten Weltkriegs konzentrierten sich die Frauenverbände auf die Ausbildung und die Berufstätigkeit der Frauen. Die Saffa 1928 in Bern geht ursprünglich auf die Initiative von den Berufsberaterinnen zurück. Sie sollte der Schweiz die gesellschaftliche als auch volkswirtschaftliche Bedeutung der Arbeit von Frauen zeigen. Damit wurde zugleich deren Anspruch auf Mitbestimmung und rechtliche Gleichstellung sowie das Recht auf Erwerbstätigkeit unterstrichen. |
Die Frauen zeigten sich 1928 kämpferisch. Mit der überdimensionierten Schnecke prangerten sie die ständig verzögerte Einführung des Frauenstimmrechts an. Die Protestdemonstration war zugleich der Auftakt für die Petition von 1929 für das Frauenstimmrecht, die von rund einer Viertelmillion Frauen und Männern unterzeichnet wurde – allerdings ohne politische Wirkung.
Konservativ und modern zugleich: Die Saffa 1958
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Die Saffa 1958 in Zürich, ursprünglich als Ausstellung zum modernen Wohnen konzipiert, wurde ausschliesslich von Frauen gestaltet. Unter der Aegide des BSF beteiligten sich fast hundert weitere Frauenvereine an der Organisation. Die Ausstellung stand unter dem Motto „Lebenskreis der Frau in Familie, Beruf und Staat“ und vermittelte ein harmonisches Zusammengehen von Mann und Frau. Die Arbeitsleistung der Frauen, ob ausserhäusliche Erwerbstätigkeit oder innerhäusliche Familienarbeit, sollte als der Berufstätigkeit der Männer gleichwertig anerkannt werden. Allerdings hatte die Berufstätigkeit der Frau nicht ihre Rolle in der Familie zu konkurrenzieren. Propagiert wurde vielmehr das Dreiphasenmodell: die Ausbildungs- und Berufsphase bis zur Heirat, gefolgt von der Arbeit als Hausfrau und Mutter, schliesslich der berufliche Wiedereinstieg, wenn die Kinder erwachsen sind.
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Eröffnet wurde die Ausstellung mit dem Konzert eines Frauenorchesters unter der Leitung von Hedi Salquin, der ersten diplomierten Dirigentin der Schweiz. Insgesamt besuchten über 1.9 Millionen Frauen und Männer die Ausstellung. Diese stand ganz im Zeichen der Hochkonjunktur der Fünfzigerjahre: Frauen wurden als Arbeitskräfte und Konsumentinnen gleichermassen umworben. Die zweite Saffa verband daher das tendenziell traditionelle Frauenbild mit dem Bild der modernen Hausfrau mit Flair für Mode und Kunst zum einen und der gut ausgebildeten Berufstätigen zum andern.
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Die Ausstellung stand auch im Zeichen der bevorstehenden ersten eidgenössischen Abstimmung zum Frauenstimmrecht. Die Frauenverbände als Trägerinnen der Ausstellung wollten sich den Goodwill der männlichen Stimmbürger sichern und übten sich daher in Sachen Gleichstellung in grösster Zurückhaltung. Doch diese zahlte sich ebenso wenig aus wie die gezeigten Leistungen. Die Männer lehnten das Frauenstimmrecht wenige Monate nach Ende der Ausstellung mit Zweidrittelsmehrheit wuchtig ab.
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